Softwareentwickler sind keine Rugbyspieler

Zum 39. Mal veranstaltet SwissICT das SCRUM Breakfast. Das SCRUM Breakfast ist ein kostenloses Treffen für alle, die sich zum Thema Software-Produktion, - Entwicklung und -Projektmanagement austauschen möchten. Ich habe mehrere Male teilgenommen, das letzte Mal im 2010. Ich war sehr überrascht, wie viele Personen heute teilnahmen, 30 oder mehr?

Ein paar interessante Links zum starten:
  • Peter Stevens, der den Anlass ins Leben gerufen hat, bloggt hier zum Scrum Breakfast.
  • Peter Stevens hat eine eigene Beratungsfirma, das Scrum Team. (btw: die Seite ist mit Drupal gebaut!)

Kaffee und Gipfeli gehören zum Standard, der Anlass nennt sich Breakfast und dauert von 8-10 Uhr.
Eine kleine Gruppe startete mit Mischa (sorry, aber ich habe mir den Nachnahmen nicht gemerkt) zu einem kleinen Scrum-Einführungs-Sprint. Auf einer Flipchart zeichnete er die gesamte Methode. Das Bild ist hier:


(haha, nein, das ist nicht die Flipchart, sondern der Frank, der uns das Web 2.0 bei Blick erklärte)

Einen wichtigen Satz liess er fallen: "Der Product-Owner ist der Kunde." Den nehme ich mir zu Herzen.
Nach 15 Minuten war der erste Sprint im Nebenzimmer vorbei und Peter empfing die Teilnehmer im Hauptraum. Der Anlass fand an der Vulkanstrasse in Altstetten, hinter der IBM Schweiz und kurz vor den Schrebergärten, in den Räumen des SwissICT-Hauptsitzes (?) statt. Auf der einen Seite lärmt die Autobahn und auf der anderen sausen die Züge durch. Das ist nicht unbedingt der Ort, den man sich für eine schlanke, agile Softwareentwicklung wünscht.
Aus Peter's Vortrag sind mir folgende Punkte geblieben.
  • "The Doctor is in". Die Spezialisten geben Rat, helfen, oder man kann einem Spezialisten helfen. Keiner stellt sich vor und behauptet er weiss alles.
  • "Das Gesetz der 2 Füsse". Wenn es dir nicht passt, es dir zu langweilig wird, geh raus und hole einen Kaffee. Lenke dich nicht ab, und mache irgendwas anderes, das die Zuhörer oder Teilnehmer stören würde.
  • "Lean Product Development". In jedem Zusammenhang wird mit Scrum die Produktentwicklung erwähnt.

Die Methode ist aus der Produktentwicklung entstanden, die Rollen heissen "Product Owner" oder "Product Backlog" und wir lernten heute die Produktentwicklung von Facebook kennen.
Im September 2011 findet an der ETH Zürich die "Lean Agile Scrum Konferenz".
Jens Maydam erzählte seine Sicht der Softwareentwicklung bei Facebook. Und zeigt auf, wie die mittlerweile 500 Entwickler eine Art von Scrum anwenden. Die Fallstudie findet ihr hier: http://www.limitedwipsociety.ch/en/case-study.html
Auch hier sind mir einige treffende Punkte geblieben, die ich aufnehmen oder interpretieren möchte.

Bei einer Produktentwicklung muss der Geschäftsleiter immer auch der Product Owner sein. So startete Facebook und wendet es bis zur heutigen Grösse an.

Wann darf ich das Kind beim Namen nennen? Wenn es nicht 100% Scrum ist, nenn es nicht Scrum. Anschliessend an diese Aussage fand eine ziemlich hitzige Diskussion über den Namen, Erfinder und die Herkunft von Scrum statt. Vieles, und vorallem in der männergetriebenen, wissenschaftlichen Ingenieurwelt wird schnell mit einem starken religiösen Unterton diskutiert. Das hiess es dann: "Das darf man! Du musst das nur so tun! Weiche nicht vom Weg ab!".

Die initialen Gedanken zu Lean, Scrum, Agile Product Management kommn aus dem Harvard Business Review Artikel aus dem 1986 geschrieben von den Herren Takeuchi und Nonaka. Ich war versucht den Gedanken "Takeshi's Castle, die Fernsehshow" aus dem Kopf zu kriegen.

Es gibt keine gesonderten Entwicklungsphasen. Die Phasen überlappen sich vollkommen.
A brief history of: 1993 hat Jeff Sutherland als CTO auf Basis von Smalltalk bei der Firma Easel eine erste Implementierung von Scrum vorgenommen. Daraus entstand u.a. das erste Object Related Modeling Tool, das bis heute in als Software existiert. Jeff hat auch das Agile Manifesto mitverfasst. An der OOPSLA im 1995 hat Jeff Sutherland mit Ken Schwaber Scrum formalisiert. Die OOPSLA ist heute ein Teil der SPLASH. Joe Kinsella, der damals bei Easel in Neuengland arbeitete, hat eine Retrospektive zum ersten Scrumteam verfasst.
Bei Facebook leben sie den Grundsatz, dass jedes Team wie ein kleines Startupunternehmen arbeitet. Sie sind selbstverantwortlich, selbstkontrollierend, selbstregulierend. Nur der Product Owner oder CEO, also Mark Zuckerberg, kontrolliert und checkt in den Sprint Reviews und gibt die Sprintsentwicklungen frei. Mike Schroepfer's, Vice President of Engineering bei Facebook, antwortet auf die Frage: "Wie viele Projekte laufen bei Facebook in der Regel?" mit einer heftigen Aussage: "Keine Ahnung wie viele, vielleicht 12, vielleicht mehr, es können auch 100 sein." Und eine letzte klare Aussage kommt von einer FB-Engineerin: "Remove barriers, reduce friction!"

Zum Abschluss ein Organisationschart-Zückerchen. Ich meine, schön wäre es, wenn Mark Zuckerbuchfirma so vernetzt und frei organisiert ist. Hier hat die Marketingabteilung eine sehr guten Job getan.

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