Der Coach erklärt: Heute zum Thema Führung

Wer in Deutschland ein Auto mit 100 PS führen will, braucht einen Führerschein. Wer aber 100 Mitarbeiter führen will, braucht nur: 100 Mitarbeiter. Die meisten Chefs kommen als ungelernte Führungskräfte ins Amt. Zwar haben sie BWL, Ingenieurwissenschaften oder Jura studiert – aber niemand hat ihnen das Führen beigebracht. Jeder Bäcker muss sein Handwerk drei Jahre lernen. Warum dulden es die Unternehmen, dass Führungs-Hilfsarbeiter an ihrer Spitze stehen? Ich kenne Dutzende von »Führungskräften«, die tagelang an Strategie-Luftblasen basteln, in überflüssigen Meetings sitzen und für Kundenbesuche um den Globus jetten. Aber immer wenn ein Mitarbeiter sie sprechen will, halten sie ihren Terminkalender wie einen Schutzschild vor sich: »Keine Zeit.« Ein Manager hat sich um Wichtigeres als um Mitarbeiter zu kümmern! Wie viele Führungskräfte lassenJahresgespräche ausfallen, Ideen der Mitarbeiter auflaufen und verletzen sogar die einfachsten Grundsätze der Führung: Sie kritisieren vor der Gruppe und loben unter vier Augen, statt umgekehrt.Wie viele schwingen selbst lange Reden, statt ihren Mitarbeitern (aktiv) zuzuhören. Wie viele fallen über ihre Mitarbeiter her, wenn ein Projekttermin in letzter Sekunde platzt, statt sich zu fragen: »Was läuft falsch bei meiner Führung, dass ich es nicht früher erfahren habe?
«Eine Führungskraft heißt Führungskraft, weil sie Menschen führen soll, Ziele definieren und für ein produktives Arbeitsklima sorgen. Führung ist ein Handwerk, also erlernbar. Was wir brauchen, sind fundierte Ausbildungsgänge, nicht nur Wochenendseminare.Warum schlagen sich BWL-Studenten semesterlang mit veralteten Wirtschaftstheorien herum, statt mehr über Führung zu erfahren? Warum gibt es keinenMaster in »Menschenführung«? Warum rufen die Firmen – auch mittelständische im Verbund – keine ernst zu nehmenden Führungsakademien ins Leben?
Aber auch die Führungskräfte selber können viel tun. Indem sie sich nicht als Meister, sondern als Lehrlinge betrachten. Indem sie, wie George Bernard Shaw sagt, »ununterbrochen dazulernen«. Indem sie sich bei allen Fehlern ihrer Untergebenen nach dem eigenen Anteil fragen. Und indem sie wichtige Entscheidungen mit ihren Mitarbeitern abstimmen – statt Alleingänge als Cheflemminge zu unternehmen.



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