Kaffee, Café, Coffee, Kafe, Kavi oder wie sehr ich die Bohne liebe

Auf Quora bin ich zufälligerweise über folgende Frage gestossen:

Why do most café startups fail?

Das bringt mich auf einen kürzlich im Züritipp Online erschienenen Artikel zum Thema Cafés in Zürich. Welches ist das beste? Die 20 Favoriten des Zürcher In-Blattes. Ich las die Rezensionen und war schnell enttäuscht über die Inhalte. Es wurden die Cafés nach der Qualität der Sitzplätze, der Bedienung, der Zeitungsangebote oder der Kinderwagenfreundlichkeit bewertet. Ja, ich gebe zu, das ist auch wichtig. Cafés sind auch Orte des Wohlfühlens, der Entspannung, der Gemütlichkeit, des Lesens, der Ruhe, der Zurückhaltung und des Stils.

Ich nehme mir also Zeit und sitze in die erwähnten Züritipp-Cafés. Einige kenne ich bereits, die will ich hier nur kurz beschreiben.


Café Mühlebach = zero points
Gott, ja, das Personal flitzt in knallroten Turnleggings mit Röcken rum. Das Interieur erinnert an einen Fischladen in Südspanien. Die Gäste sitzen eigentlich nur an den Fenstertischen. Die Zeitungen sind in diesen unsäglichen Holzrahmen eingespannt, aus denen jeder Bund fällt. Und das ganze kann auch mal übel als Schwertdegen über die Bistrotische und Tassen und Gläser fegen. Die Kaffeequalität ist okay.

Café Schober = ten points!
Früher gab es hier feine heisse Schoggi mit Rahm und feissen Buttergipfelis an viel zu kleinen Tischen. Heute gibt es feine heisse Schoggi mit Rahm und feissen Buttergipfelis. Die Wandtapete im oberen Stock ist sehenswert und auch der versteckte Frühstücksraum im oberen Stock, die Treppe liegt neben der Kasse. Das war früher das "Ruhezimmer" für das Servierpersonal, erzählte mir Mr. Péclard. Ich habe hier noch nie einen Kaffee getrunken.




Café Schwarzenbach = deux points
Sitzen vier Personen in diesem Café ist es voll. Basta! Im Sommer haben zwei Kaffeetrinker draussen Platz. Und, wenn, ein Kinderwagen drinnen steht, ist Stau wie ums Bellevue. Den Kaffee kann im verschiedensten Röstvarianten und Zubereitungsarten trinken.

Café Sphères = ten+ points!!
The place to be, the coffee to drink, the Gipfelis to eat. Dieses Café ist ein Grund den Wohnsitz nach Züri West zu legen. Es gibt Bücher, man isst die phänomenalen Gnädinger-Buttergipfeli und der Capuccino ist ein Traum. Am schönsten ist es hier im Sommer am Samstagmorgen um 9:30, wenn das Café öffnet und die Wagenkolonne nicht so fest arg vorbeirast.

Café Sprüngli = zero- points :-(
Das Sprüngli ist schon eine Institution. Ich meide das Sprüngli so gut ich kann. Ich halte es nicht aus zwischen den Bänkern, den Grossmamis, den langweiligen schönen Frauengruppen. Das ist eine No-Go-Area für mich. Im Parterre sitzen die Pelzmäntel bereits im Spätsommer auf den Lamafellsitzen und im 1. Stock sieht es wie in einem Wartesaal der SBB von anno dazumal aus. Dem Kaffeegeniesser, der hier um 10 Uhr wochentags einen Platz sucht und ein gepflegtes Gespräch mit seinem Nachbar startet, sie hier keine Empfehlung gemacht. Das werten auch die grusigen Geschichtchen rund um die alleinstehenden Frauen hier nicht auf. Und er Kaffee ist auch nicht von bester Bohne.

La Stanza = trois points.
Morgen früh raubt einem der Barmann mit Kaffeetassengeklirr und lautem Milchschäumer arg den Nerv. Der Kaffee wird weitherum gerühmt, ob warm oder kalt. Ich habe mitsommers einen Café freddo genossen, den man selbst in Milano Centro nicht besser serviert bekommt. Da nerven auch die Bänker mit ihren geputzten Anzügen und gepflegten Freundinnen nicht. Nur von einem rate ich ab, abends ab 17 Uhr ist die Sau los, die HSG-Absolventen balzen was das Zeugs hält. Der eh schon kleine Raum ist rammelvoll und draussen stehen sie bis auf die Strasse.

Rietberg Café = douze points
Man kann hier auch feinen Tee zwischen C.G. Jung und den ayurvedischen Veden trinken. Der Kaffee kommt aus einer Maschine. Geht früh mittags hin und bestellt eine Suppe oder ein feines Birchermüesli. Ein Besuch im Museum muss sein.

Grieder Bar = one point
Schuster bleibt bei den Leisten! Ich bin auch ein Café, oder so ähnlich heisst es hier drin. Schön musst du hier oben sein. "Occupy Grieder Bar Terrasse", ist mein Motto. 

L'addizione per favore. Fortsetzung folgt...

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